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Radfahren lernen in Rekordzeit

  • von Sabine Lerche
  • 26 Aug., 2020
Ein Verkehrsübungsplatz mit zwölf Fahrrädern, zwei heiße August-Tage und zehn Stunden Zeit, um zwölf geflüchteten Frauen das Fahrradfahren beizubringen. Ziemlich ambitioniert. Schon während der Planung des Workshops war uns bewusst, dass unser Vorhaben eine Herausforderung wird. Bisher hatte GiB nur einen Radkurs über ein halbes Jahr angeboten mit wöchentlich stattfindenden Übungseinheiten. Nun also eine neue Idee: die Kurzversion.

Unter dem Titel „Pedal Power – Frauen drehen am Rad“ haben Sabine, Ricarda und Jule zusammen mit dem Malteser Integrationsdienst an zwei August-Sonntagen einen Fahrradfahr-Lernkurs für geflüchtete Frauen organisiert. Die Räder konnten die Malteser für einen kleinen Preis bei der Radstation mieten, den Verkehrsübungsplatz in Nippes durften wir kostenlos nutzen. Und die Teilnehmerinnen? Die waren schnell gefunden: Es dauerte nicht mal einen Tag, bis alle zwölf Plätze ausgebucht waren.

Wie bei dem halbjährigen Radkurs haben wir uns inhaltlich am Konzept von Bike Bridge orientiert und einen Ablaufplan für die beiden Tage erstellt. Aufgeregt waren wir trotzdem, genauso wie die Frauen, die am ersten Sonntag den Weg nach Nippes gefunden hatten. Doch schnell siegte die Motivation über die Ängstlichkeit, die gute Laune über die Zurückhaltung. Ein Wettrennen im Radschieben war dann der endgültige Eisbrecher und alle Teilnehmerinnen waren Feuer und Flamme, endlich aufsteigen zu dürfen und die ersten Fahrversuche zu starten.

Drei der Damen konnten bereits ein bisschen Rad fahren. Bald schon kurvten sie kreuz und quer über den Platz, während alle anderen und vor allem die fünf Helfer ordentlich ins Schwitzen kamen, um die ersten wackeligen Fahrversuche zu unterstützen.

„Den Lenker gerade halten!“ – „Schau nach vorne!“ – „Treten, treten, immer treten!“

Hin und wieder gab es auch schon mal einen Crash mit einem Baum oder den anscheinend immer im Weg stehenden Verkehrsschildern. Auch ein Achter im Vorderrad und ein paar Stürze waren dabei. Doch der Einsatz hat sich gelohnt: Schon nach dem ersten Tag konnten zwei weitere Frauen ohne Hilfe fahren und auch bei den anderen dauerte es nicht mehr lange: Nach ein paar Übungsrunden am zweiten Sonntag fuhren plötzlich sieben Damen um die Helfer herum und klingelten oder winkten fröhlich, wenn sie vorbeikamen. Für uns war nicht mehr viel zu tun. 

Um auch sicher im Straßenverkehr zu sein, bauten wir noch eine Übungseinheit zu Verkehrsschildern und –regeln ein, simulierten Verkehrssituationen und ermutigten die Frauen auch mal Handzeichen zu geben. Schnell unterwegs sind sie zwar noch nicht, aber dafür fahren die sieben stolzen Teilnehmerinnen nun ohne Hilfe, konzentriert und sicher, sogar auf den kleinen Straßen und in den winzigen, engen Kurven des Übungsplatzes.

Im Anschluss an die beiden Lerntage im Zeitraffer können die Teilnehmerinnen nun drei Monate lang kostenlos ein Fahrrad von Swapfiets nutzen. Um auch Erfahrungen im echten Straßenverkehr sammeln zu können, wird es Ende August noch einen freiwilligen Radausflug auf Kölns Straßen geben.

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